Ist Kompensation sinnvoll?
Kompensation kann ein sinnvoller Klimaschutzbeitrag sein, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Grundsätzlich gilt: Vermeiden ist besser als Kompensieren. Gar nicht erst ins Flugzeug zu steigen ist besser für das Klima als Kompensationszertifikate zu kaufen. Hierfür gibt es mehrere Gründe:
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Kompensation ist keine langfristige Lösung: Grundsätzlich ist Kompensation nur eine kurz- oder mittelfristige Maßnahme, um Fliegen weniger klimaschädlich zu gestalten. Sie ändert nichts daran, dass die Flugzeuge weiterhin klimaschädliche Emissionen ausstoßen. Um die Klimaziele des Pariser Übereinkommens zu erreichen, müssen die globalen Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten auf Netto-Null verringert werden. Dies bedeutet, dass jede vermeidbare Emission auch wirklich vermieden werden muss. Verbliebene Emissionen müssen durch die Aufnahme von CO₂ aus der Atmosphäre, wie zum Beispiel durch Wälder, ausgeglichen werden. Hier gibt es aber nur ein begrenztes Potenzial, mit dem auch Emissionen aus Sektoren wie der Landwirtschaft ausgeglichen werden müssen, wo eine vollständige Vermeidung von Treibhausgasen gar nicht möglich ist. Um die Klimawirkung des Fliegens langfristig in den Griff zu bekommen, ist deshalb eine langfristige Transformation des Sektors zu klimaneutralen Kraftstoffen und zur Elektromobilität notwendig. Um diese Transformation rechtzeitig anzustoßen, sollten schon heute entsprechende (politische) Maßnahmen ergriffen werden – auch wenn diese kurzfristig teurer sind als die Kompensation.
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Klimawirkung von Kompensationszertifikaten: Es gibt erhebliche Unsicherheiten, inwieweit der Kauf eines Kompensationszertifikats tatsächlich zu einer Minderung von einer Tonne CO₂ an anderer Stelle führt. Wird weniger geflogen, sind die positiven Klimawirkungen hingegen sicher.
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Rebound-Effekte: Wenn der Emissionsausgleich über den Zertifikatekauf dazu führt, dass mehr geflogen wird, kann die Kompensation sogar schädlich sein. Die Wissenschaft spricht hier von “Rebound-Effekten”. Manche Reise würde vielleicht gar nicht angetreten oder mit einem umweltfreundlicheren Verkehrsmittel durchgeführt, wenn die Kompensationsmöglichkeit nicht bestünde. Die Aussicht, mittels Kompensation “klimaneutral” fliegen zu können, dürfte bei manchen Flugbuchungen eine Rolle spielen. Wird deshalb mehr geflogen als ohne die Möglichkeit, die Flugemissionen zu auszugleichen, verfehlt Kompensation ihr Ziel.
Die Kompensation sollte daher immer nur die letzte Lösung sein. Aber: Wenn ein Flug unvermeidbar ist, ist es auf jeden Fall besser, ihn zu kompensieren, als es nicht zu tun.