Was kann im Güterverkehr getan werden?
Ein Teil des globalen Luftverkehrs dient dem Transport von Luftfracht. Per Flugzeug können Waren am schnellsten transportiert werden; Unternehmen haben aufgrund der hohen Kosten der Luftfracht aber schon heute ein hohes Interesse daran, möglichst auf Luftfracht zu verzichten und andere Verkehrsträger zu nutzen. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten:
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Die wirkungsvollste Option scheint in unserer globalisierten Welt mit verzweigten Lieferketten weit entfernt: Unternehmen können diese so optimieren, dass sie stärker auf eine regionale Produktion ausgerichtet sind und regionale Zulieferer und Lieferanten bevorzugt werden. Das würde nicht nur die Luftfracht, sondern die Güterverkehrsleistung insgesamt reduzieren. Darüber hinaus können eine optimierte Planung und (Wiedereinführung der) Lagerhaltung etwa von Ersatzteilen helfen, Situationen zu vermeiden, in denen eine besonders schnelle Lieferung erforderlich ist.
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Speditionen und Logistikdienstleister können die Prozesse und das Monitoring bei temperaturgeführten Transporten auf dem Seeweg verbessern, so dass sichergestellt ist, dass die Temperatur über die gesamte Wegekette stets in einem vorgegebenem Fenster verbleibt.
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Eine Optimierung von Verpackungen kann Gewicht und Volumen der Güter verringern. Durch den Einsatz von Leichtbaumaterialien kann auch das Gewicht von Transportbehältnissen verringert werden. Die Güter bleiben dadurch zwar nicht am Boden, es wird jedoch weniger unnötige Masse über weite Strecken transportiert.
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Unternehmen können zudem bei Sendungen, die zeitkritisch sind, aber nicht innerhalb weniger Tage im Zielland sein müssen, auf Alternativen zur alleinigen Luftfracht setzen. So hat etwa innerhalb der vergangenen Jahre der Bahnverkehr zwischen Deutschland und China stetig zugenommen. 2008 startete der erste Zug von Peking nach Hamburg, 2017 waren es 3.600 und 2018 bereits 6.300 ost- und westgehende Züge. Für 2030 werden fast 10.000 Züge prognostiziert. Mit der Bahn lässt sich die Laufzeit gegenüber der Seefracht deutlich reduzieren – so etwa von China nach Duisburg um 12 bis 15 Tage –, sie liegt jedoch deutlich über der der Luftfracht.
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Neben dem Schienentransport gibt es die Möglichkeit, Luftfracht und Seetransport zu kombinieren. In diesem Fall bleiben die Güter zwar nicht am Boden, werden aber über eine geringere Entfernung geflogen. So kann Fracht beispielsweise von China mit einem Schiff nach Dubai transportiert und von dort als Luftfracht nach Deutschland geflogen werden, was die geflogene Entfernung fast halbiert.
Aber nicht nur Unternehmen haben es in der Hand, Luftfracht zu verringern. Auch die Konsument*innen können dazu beitragen, dass möglichst wenig geflogen wird. Vielleicht reicht eine einzige Rose zum Muttertag? Vielleicht muss das Handy oder die Spielkonsole noch nicht ersetzt werden? Vielleicht lässt sich der Laptop reparieren? Vielleicht können wir regionalere Lebensmittel essen statt eingeflogene, exotische? Eine Steuer auf Luftfracht würde außerdem dazu beitragen, den Konsum von Gütern, die mit dem Flugzeug importiert wurden, zu reduzieren.
Schnittblumen aus Afrika
Ein großer Teil der nach Deutschland importierten Rosen stammt heute aus Afrika. 2019 wurden beispielsweise über 300 Millionen Rosen aus Kenia direkt nach Deutschland importiert. Damit die Blumen nach dem Kauf noch lange blühen, ist es wichtig, dass die Kühlkette auf dem gesamten Weg nicht unterbrochen wird und die Temperatur etwa 3°C beträgt. In der Regel werden die Rosen mit einem Frachtflugzeug transportiert und erreichen so nach ungefähr zwei Tagen und 8.000 km Deutschland. Nach spätestens vier Tagen sollten die Rosen im Supermarkt stehen.
Einige Unternehmen haben Alternativen erprobt: den Transport mit dem Containerschiff. Dieser dauert 25 Tage, wird bei 0,5°C durchgeführt, eignet sich jedoch nicht für alle Rosensorten. Damit können Frachtkosten und Treibhausgasemissionen verringert werden. Ein Verzicht auf Luftfracht ist natürlich auch möglich, wenn Rosen in Europa angepflanzt werden. Damit lassen sich die transportbedingten Treibhausgasemissionen verringern. Es können jedoch deutlich höhere Emissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion entstehen als bei importierten Rosen.
Links zu weiterführenden Informationen
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Deutscher Speditions- und Logistikverband e.V. (2013): DSLV. Berechnung von Treibhausgasemissionen in Spedition und Logistik gemäß DIN EN 16258
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Deutsche Verkehrszeitung (2016): Die Reise der Rosen